Unser Bundespräsident hat im Januar 2009 in seiner Rede zum Gedenken an die Opfer des
Nationalsozialismus von uns Bürgern ein klares Bekenntnis zur Zivilcourage gefordert. Er sagte: „Hitler und seine Leute hätten die Verbrechen nicht begehen können, wenn es
nicht so viele Mittäter und Mitläufer gegeben hätte: Glühende Fanatiker, aber auch „ganz normale Männer und Frauen”, stumpfe Befehlsempfänger und bedenkenlose Profiteure, in denen uns die
Banalität des Bösen begegnet. Und schließlich die vielen, die wegschauten und schwiegen.“Am Sonntag, dem 20.12. 2009, rief der ehemalige Manager und Präsident des FC Bayern, Uli Hoeness,
folgenden Satz in die Menschenmenge: „Weisen Sie die Gewalt in ihre Schranken!“. Anlass war die Demonstration für Zivilcourage der Dominik -
Brunner-Stiftung. Am 12. September 2009 wurde Dominik Brunner zu Tode geprügelt.
Dies konnte ebenfalls nur geschehen, weil keiner der Mitmenschen eingegriffen und ihm geholfen hat.
Wir wollen hier nicht urteilen, wer weiß schon, wie man selbst reagiert hätte. Beide Aussagen zeigen uns, wie wichtig ein Miteinander und Zusammenstehen ist. Der Einzelne ist oft
hilflos, aber gemeinsam können wir viel erreichen. Diese Erkenntnis ist ja nicht neu, aber leider sagen viele Mitbürger: „Was geht das mich an?“ Oder: „Wenn es keine
Gegendemonstrationen und Kundgebungen gibt, geht der braune Spuk schon vorüber. Man darf die halt nicht provozieren“. Die Geschichte lehrt uns: Ohne Gegenbewegung werden Kräfte, die
eine andere Republik wollen oder zu Gewalt neigen, nicht weniger, nein sie werden mutiger. Wir könnten auch fragen: Wer und was hat die Nationalsozialisten dazu bewogen, eine blutige Spur durch
einen Teil der Welt zu ziehen; was hat die Totschläger von Dominik Brunner motiviert zuzu- schlagen, bis das Leben erloschen ist?
Nur weil dieser sich eingemischt und Zivilcourage gezeigt hat?
Das Werdenfelser Bündnis wird sich weiterhin einmischen, einbringen und kontinuierlich Veranstaltungen
zum Verständnis zu Demokratie und Courage durchführen.
Unsere Veranstaltungsbilanz im abgelaufenen Jahr 2009 kann sich sehen lassen: „Lesen gegen das Vergessen“, an dem sich fast
40 Bürger aus dem Werdenfelser Land Non-Stop von 11:00 Uhr bis 17:00 Uhr beteiligten; der Infoabend zum Thema „Neonazis in Bayern“
mit dem Journalisten Robert Andreasch; die Vorträge von Alois Schwarzmüller und Dr. Marion Hruschka zu Ereignissen in der Reichs-
pogromnacht in Garmisch-Partenkirchen und Murnaus Geschichte in der Weimarer Republik; und bereits zum dritten Mal „Rock gegen Rechts“ in der Westtorhalle. Vom
1. bis 18.Dezember konnten wir im Gymnasium in Weilheim die Ausstellung „Rechtsradikalismus in Bayern“ der Friedrich-Ebert-Stiftung zeigen. Abschließend wollen wir das
Fest der Demokratie am 3.Oktober in Murnau nennen: Hier geht unser Dank an die Kommune, die der Ausrichter am Feiertag der Wiedervereinigung war. Auch hier haben wir uns mit Lesungen und einem
Einbürgerungsquiz am Gelingen beteiligt.
Nehmen wir den Aufruf unseres Bundespräsidenten ernst, zeigen wir als Bürger Zivilcourage, mischen wir uns ein. Rechtsradikale,
gewaltbereite Systemveränderer müssen wissen: Wir Bürger wollen unsere Heimat bunt und nicht mit braunen Parolen oder Taten tagtäglich erleben.
Wir vom Werdenfelser Bündnis
wünschen Ihnen ein gutes, neues Jahr mit viel Gesundheit, Zufriedenheit und uns allen das kleine, erforderliche Stück Zivilcourage.
Manfred Neupfleger, Bündnissprecher und
Inga Grüttner, Bündnissprecherin