Werdenfelser Bündnis gegen Rechts

Zusammenschluss von Bürgern, demokratischen Parteien, kirchlichen Organisationen, Verbänden und

Vereinen aus dem Werdenfelser Land für kulturelle Vielfalt, Toleranz und eine freie Gesellschaft.

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Juni 2007

Christuskirche 17. Juni 2007

Das Gemeindefest der Evangelischen Kirchengemeinde Murnau  war  -   auch aus aktuellem  Anlass, dem Auftreten rechtsextremer  Gruppen  im  bayerischen Oberland  -  dem  Wirken  ihrer   drei  Gemeindepfarrer während  der  Nazizeit  gewidmet.

“Man muß Gott mehr gehorchen als den Menchen!”

In einer engagierten Predigt wies Pfarrerin Christine Jahn auf die Pflicht der Christen hin, Widerstand zu  leisten, wenn diesem obersten Grundsatz entgegen gewirkt wird.

Auszüge aus der Predigt:

Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen - so Petrus, als er angeklagt war. Euere Vorschriften hohes  Gericht, sind unrecht! Wenn ihr, hoher Rat, von uns verlangt, nicht über Jesus zu reden, dann, tut mir leid, dann müssen wir Christen ungehorsam sein. Gott muss man mehr gehorchen als den  Menschen.

Pfarrerin Christine Jahn

Einige hundert Jahre später stand Luther, der Vater des Protestantismus, vor dem Reichstag wie einst Petrus vor dem hohen  Rat und traute sich, dem Kaiser ins Gesicht zu sagen: Bitte, wenn ihr könnt, überzeugt mich. Wenn ihr es nicht könnt, sind euere Weisungen Unrecht, bleibe ich bei meiner Überzeugung. Hier stehe ich, ich  kann nicht anders. Gott muss man mehr gehorchen als den Menschen.

Und wieder einige hundert Jahre später, in den finstersten Jahren Deutschlands, standen hier in Murnau drei evangelische  Pfarrer vor genau der gleichen Situation, vor der gleichen Frage: Gott gehorchen oder den Menschen? In dieser Zeit waren die Oberen aber nicht Hohepriester, Reichsfürsten oder Kaiser, sondern:  Obersturmbannführer, Gestapo-Beamte, SS-Obergruppenführer und wie immer auch die Nazi-Oberen hießen.

Als diese an die Macht kamen, tat Pfarrer Gerhard Bauer seinen Dienst in der evangelischen Kirche zu Murnau, ein  unglaublich tüchtiger junger Pfarrer.......... eines Tages stand er vor der Frage, in das Gebet beim nächsten Gottesdienst die Fürbitte für sechs Pfarrer aufzunehmen, die gerade verhaftet und ins KZ Dachau  gebracht worden waren.

Sie bedurften der Fürbitte, denn Christen haben für die zu beten, die in Not sind. Es gab aber eine polizeiliche  Anordnung, derzu- folge die Namen von Inhaftierten nicht genannt werden durften. Pfarrer Bauer wußte auch, dass seine Gottesdienste regelmäßig überwacht wurden. Bauer zeigte Mut und ließ sich nicht den Mund  verbieten. Er hat Gott gehorcht!   ...........

Sein Nachfolger, Pfarrer Gerhard Günther war schon als Nazi-Gegner bekannt, als er nach Murnau kam geriet er sofort in  Konflikte. Der 2. Bürgermeister stellte schon bei Günthers Antrittspredigt fest, die Predigt hätte “geheime Angriffe auf den Staat enthalten”, obwohl Günther kein einziges Wort über den Staat verloren hatte.  Pfarrer Günther ließ später Flugblätter verteilen, in denen er versuchte, die Gemeindeglieder über den wahren Charakter der Nazis aufzuklären, vor allem auch über ihren kirchenfeindlichen Charakter. .........

Pfarrer Dr. Satzinger, Günthers Nachfolger lebte seinen Glauben und seine Überzeugung weniger offensiv, erregte nach  außen keinen Anstoß. Aber im Geheimen leistete er mutig Widerstand. Wie seine Tochtet erzählte, versteckte die Familie einige Monate eine jüdische Frau im Pfarrhaus. Die Ausstellung “Kirche unterm  Hakenkreuz” zeigt Photos von ihr, von Thea Heilbronner.

Drei Pfarrer, ganz unterschiedlich in ihrem Wesen, in ihren Temperamenten, aber einig in ihrer Grundüberzeugung: Gott  muss man mehr gehorchen als den Menschen..........

Auf wen sollen wir hören? Wem soll man glauben? Wo kommt Gott zu Gehör? Wo wird er mißbraucht, wird im Namen Gottes  geredet und ein positives Christentum gelehrt - aber in Wirklichkeit Teufelszeug getrieben? Es gibt kein Rezept, kein Allheilmittel, keine Versicherung gegen Irrtum. Aber vier Instrumente will ich nennen,  die vor dem Schlimmsten bewahren können:

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Die Bibel, das Gewissen, die Gemeinde und Mut.

Es kostet Mut, Gott mehr zu gehorchen als dem Menschen.Es kostet Mut, für seinen Glauben und seine   Überzeugung einzustehen!

 

Lied der Konfirmanden des Jahrganges 2006 / 2007 während des Gottesdienstes:

Im Rahmen des Gemeindefestes wurde die Ausstellung

“ Kirche unterm Hakenkreuz ”

den Gemeindegliegern vorab gezeigt. Die Ausstellung wird ab 23.07.2007 im Rahmen der  Oberbayerischen Kulturtage in Murnau der Öffentlichkeit gezeigt.(Staffelsee-Gymnasium)

Dekan Axel Piper nahm die Eröffnung vor:

 “ Diese Ausstellung möge das ihre dazu beitragen, dass nichts vergessen wird und  niemals wieder  solch ein Unrechtsstaat, wie der der Nazis, möglich wird.  Und dass unsere Kirche zur rechten Zeit deutlich und kompromislos Partei ergreift gegen Menschen, die vergöttert werden und für  Menschen, deren Leben und Würde in Gefahr ist!”

Dekan Axel Piper

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