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Die evangelische Kirchengemeinde Murnau startete im Herbst letzten
Jahres eine “Geschichtswerkstatt”, mit dem Ziel, Informationen über die Zeit des Nationalsozialismus vor Ort, in und im Zusammenhang mit
der Kirchengemeinde Murnau, zusammenzutragen. Das ausgestellte Material entstand durch Archivrecherchen sowie durch Gespräche und
Interviews mit Zeitzeugen, die noch in Murnau leben oder damals hier wohnten. |
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Das Ergebnis dieser Arbeit wird in der Ausstellung (23.06. - 12.07.2007) |
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“Kirche unterm Hakenkreuz” |
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im Rahmen der Oberbayerischen Kulturtage der Öffentlichkeit vorgestellt. |
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Zum Inhalt der Ausstellung: |
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Die Entwicklung in Deutschland bestimmte bald alle Lebens - bereiche, auch für die Kirchengemeinde und ihre
Glieder in Murnau.Nach der Machtergreifung durch die NSDAP folgte die Gleichschaltung aller Kräfte im Land. Schon früh engagierten sich evangelische Theologie- studenten,
einzelne Professoren und Pfarrer für die NSDAP. Sie sahen hier als Kirche eine besondere missionarische Aufgabe. Anhänger der NSDAP innerhalb der evangelischen Kirche hatten sich 1932 zur
Glaubensbewegung „Deutsche Christen“ zusammengeschlossen. Aus Hitlers Machtergreifung leiteten sie den Auftrag her, die evangelischen Landeskirchen in eine „deutsche Reichskirche im
nationalsozialistischen Geist“ umzuformen. Nur wenige Landeskirchen widersetzten sich, darunter die Bayerische Landeskirche. |
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An den Ergebnissen zu den Reichtagswahlen ist abzulesen, dass die NSDAP in Murnau überdurchschnittlich Zustimmung
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Der spätere bayerische Landesbischof Hermann Dietzfelbinger bekannte Jahre nach der Amtsenthebeung von Günther dessen
Neffen gegenüber: “Es hat damals einige solcher Entscheidungen gegeben, die sicher wohlgemeint waren, das heißt im Blick auf das Ganze der Kirche und ihrem Schutz gedacht waren, aber dann auf Kosten
der Existenz von Einzelnen gingen und eben wohl die Kirche auch damit nicht geschützt haben. .... So kann ich hintennach nur aussprechen, dass auch ein Landeskirchenrat der Vergebung bedarf.” |
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“Wer sich daran macht, im eigenen Lebensumfeld die Geschichte des Dritten Reiches zu erforschen”,
so Frau Pfarrerin Christine Jahn bei ihrer Begrüßung, “beginnt ja bangend in der Furcht, möglicherweise zum Nestbeschmutzer zu werden oder von der
Banalität des Bösen abgestoßen zu werden. Wir hatten nicht erwartet, auf solche Klarheit zu treffen........... wir hatten nicht erwartet, im totalitären System des Dritten
Reiches immer wieder Spielräume zu ent- decken, wo der Einzelne, die Einzelne keineswegs unter dem Diktat der Zeitläufe stand, keineswegs zwangsläufig der totalen Vernichtungsmaschinerie ausgelie- fert
war. ........Es gab Spielräume zum Guten, aber leider natürlich auch zum Schlechten. Dass Pfarrer Günther amtsenthoben wurde, war keine Aktion der
Nationalsozialisten, sondern die Denunziation durch ein enttäuschtes Gemeinde- glied, wahrscheinlich noch nicht einmal wirklich politisch begründet.” |
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“Was in diesen Wochen viele Pfarrer und Gemeindeglieder bewegte und beunruhigte, war der tiefe Schmerz über das geistliche
Versagen der bestellten Hüter der Kirche in diesem entscheidenden Augenblick und der Schrecken darüber, daß hier der Versucher gesiegt hat, der die Kirche durch die Rücksicht auf die Erhaltung zeitlicher Güter
immer wieder verleitet sich des Zeugnisses ihres Herrn und seiner Gebundenen zu schämen.” Pfarrer Gerhard Günther am 07.12.1938 |
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Die Evangelische Kirchengemeinde Murnau wird im Herbst 2007 eine Broschüre über die
Geschichtswerkstatt und die Ausstellung herausgeben. |
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