Gerade in Murnau, wo man in den 1930er/1940er Jahren für die nationalsozialistischen Parolen durchaus empfänglich war, gab es immer wieder eine reiche,
übergreifende kulturelle Vielfalt: Die Künstler Wassily Kandinsky, Gabriele Münter, ihre Freunde Alexej Jawlensky, Marianne von Werefkin und andere brachten in Murnau bedeutende Werke der Malerei hervor und
bewirkten Impulse, die die Kunst der Moderne weltweit maßgeblich beeinflussten.
Der Dramatiker und Schriftsteller Ödön von Horváth stellte sich in Murnau den zeitgenössischen politisch- reaktionären Denkweisen
mit persönlichem Mut und in seiner schriftstellerischen Arbeit entgegen. Obwohl er Murnau verlassen musste, ist seine menschliche und weltoffene Einstellung über sein Werk in den Theatern der Welt nach wie vor
präsent.
Der für das Bewahren und die Erforschung antiker Kunst und Kultur so bedeutende James Loeb zeigte trotz kleinlicher rechtsextremer Angriffe in Murnau hier und in anderen Ländern eine vorbildhafte
menschliche und weitreichende finanzielle Großzügigkeit.
Murnau kann stolz sein auf diese einerseits lokalen, andererseits weit darüber hinaus und nachhaltig wirkenden kulturellen, weltoffenen Traditionen. Es
hat allen Grund, diese kulturelle Vielfalt zu würdigen, zu verteidigen und weiter zu pflegen. Dabei gilt über Murnau und sein heutiges reiches kulturelles Leben hinaus:
Jeder kann und muss sich seinen
unmittelbaren Möglichkeiten entsprechend und jederzeit dafür einsetzen, dass vielschichtige kulturelle Dimensionen gewahrt bleiben und sich der menschliche Horizont erweitert, damit geistige und emotionale Enge
und Begrenztheit keinen Schaden bewirken können.