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Unterstützt von seiner Band, toastet sich Rainer über ein Stil-Sammelsurium aus Seeed'eskem HipHop-Ragga, Jazz,
Bigband-Einflüssen und Disco-Anleihen. Im Track "Vorbei Gehen" erzählt er, wo ihm "Patrioten, Besserwisser, Pop-Faschisten, Ölgiganten" und alle, die sonst noch ins Raster passen, mal
vorbeigehen können. Wer hier gesellschaftskritische Phrasen, gepaart mit linkspolitisch aufgeladener Fäkalsprache, wittert, liegt richtig. Jedoch macht Rainer das auf durchaus originelle, humoristische Art.
Beispielsweise bei der ersten Album-Auskopplung "Innen An Außen", bei der ein innerer Dialog mit einer guttural-sonoren Stimme (Außen) und einer ungetuneten Stimme (Innen) inszeniert wird. "Außen an
Innen, Außen an Innen - Was'n los da drinnen" kommt von Außen, woraufhin Innen die heillose Überforderung durch von außen einströmende Worte wie "Linksliberale", "Pop-Propaganda"‚
"Burschenschaften" etc. im Innern beklagt. Kommunikationstheoretisch lässt sich hier die Innen-Außen-Dichotomie nach Gerold Ungeheuer erkennen, in der von allen erfahrbare äußere Einflüsse und nur vom
Individuum erfahrbare innere Prozesse gegenübergestellt werden. Eine Unterscheidung, die als Ausgangspunkt für die Notwendigkeit menschlicher Kommunikation schlechthin gesehen wird. Bleibt nach wie vor zu klären,
ob man es hier mit einem subtilen Aufruf zur Revolte oder doch nur mit einer Verballhornung des "Kleinhirn An Großhirn"-Sketchs von Otto Waalkes zu tun hat. Die Wahrheit liegt, wie sollte es anders sein,
irgendwo dazwischen. In jedem Fall hat Rainer Von Vielen etwas zu sagen, und zwar auf einem, in textlicher und musikalischer Hinsicht, experimentierfreudigen Weg. Und was ist kurzweiliger als eine stilreiche
Platte, über die man auch noch schmunzeln darf? |