Werdenfelser Bündnis gegen Rechts

Zusammenschluss von Bürgern, demokratischen Parteien, kirchlichen Organisationen, Verbänden und

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Zu Rainer von Vielen aus “Intro” Heft 135 (2006)

Die ersten Töne wirken etwas  befremdlich.                                                            Ein lautmalerisches Ragga-Kauderwelsch mit deutschen Wortfetzen dröhnt aus der Anlage. Meint der Rainer das ernst? Ein Blick in die Biografie verrät, dass Rainer Von Vielen im letzten Jahr den  Protestsong-Contest vom österreichischen Alternativ - Radiosender FM4 gewonnen hat. Mit vermeintlich sinnlosem Palaver klappt das also im beloved Nachbarland - so, so. Oder hat es doch Methode? Hierzulande hat  sich Rainer in den letzten Jahren, neben einer Tour Ende der 90er-Jahre mit Erobique und dem damals noch langhaarigen Malente a.k.a. Gautsch, vor allem durch Kurzfilm- und Theatermusiken hervorgetan. Wie  filmische Hintergrund-Sounds kommt das aktuelle, selbst betitelte Album allerdings weniger daher.

Unterstützt von seiner Band, toastet sich Rainer über ein Stil-Sammelsurium aus Seeed'eskem HipHop-Ragga, Jazz, Bigband-Einflüssen  und Disco-Anleihen. Im Track "Vorbei Gehen" erzählt er, wo ihm "Patrioten, Besserwisser, Pop-Faschisten, Ölgiganten" und alle, die sonst noch ins Raster passen, mal vorbeigehen können. Wer hier  gesellschaftskritische Phrasen, gepaart mit linkspolitisch aufgeladener Fäkalsprache, wittert, liegt richtig. Jedoch macht Rainer das auf durchaus originelle, humoristische Art. Beispielsweise bei der ersten  Album-Auskopplung "Innen An Außen", bei der ein innerer Dialog mit einer guttural-sonoren Stimme (Außen) und einer ungetuneten Stimme (Innen) inszeniert wird. "Außen an Innen, Außen an Innen - Was'n los  da drinnen" kommt von Außen, woraufhin Innen die heillose Überforderung durch von außen einströmende Worte wie "Linksliberale", "Pop-Propaganda"‚ "Burschenschaften" etc. im Innern  beklagt. Kommunikationstheoretisch lässt sich hier die Innen-Außen-Dichotomie nach Gerold Ungeheuer erkennen, in der von allen erfahrbare äußere Einflüsse und nur vom Individuum erfahrbare innere Prozesse  gegenübergestellt werden. Eine Unterscheidung, die als Ausgangspunkt für die Notwendigkeit menschlicher Kommunikation schlechthin gesehen wird. Bleibt nach wie vor zu klären, ob man es hier mit einem subtilen Aufruf zur  Revolte oder doch nur mit einer Verballhornung des "Kleinhirn An Großhirn"-Sketchs von Otto Waalkes zu tun hat. Die Wahrheit liegt, wie sollte es anders sein, irgendwo dazwischen. In jedem Fall hat Rainer Von  Vielen etwas zu sagen, und zwar auf einem, in textlicher und musikalischer Hinsicht, experimentierfreudigen Weg. Und was ist kurzweiliger als eine stilreiche Platte, über die man auch noch schmunzeln darf?